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Aussetzen von Jungen durch Eltern bei Tieren
Einführung in das Phänomen des Aussetzens von Jungen
In der Welt der Ethologie, der Wissenschaft vom Verhalten der Tiere, gibt es zahlreiche faszinierende und manchmal auch schockierende Verhaltensweisen zu beobachten. Eine dieser Verhaltensweisen ist das Aussetzen von Jungen durch die Eltern. Im ersten Moment klingt dies unmenschlich und grausam, doch hat dieses Verhalten oft tief verwurzelte biologische Gründe.
Warum setzen Tiere ihre Jungen aus?
Das Aussetzen von Jungen kann durch verschiedene Faktoren und Umstände bedingt sein. Die Hauptgründe lassen sich in folgende Kategorien einteilen:
Ressourcenknappheit
In vielen Fällen setzen Tiere ihre Jungen aus, wenn die Ressourcen begrenzt sind. Nahrung, Wasser und sichere Lebensräume sind oft knapp. In solchen Situationen schützt das Aussetzen eines Teils des Nachwuchses die Gesamtfitness der Elterntiere, da es ihnen ermöglicht, die verbleibenden Ressourcen auf weniger Nachkommen zu konzentrieren.
Gesundheit der Jungen
Elterntiere können schwache oder kranke Jungen aussetzen, um die Überlebenswahrscheinlichkeit der gesunden Geschwister zu erhöhen. In der Wildnis ist das Überleben von schwächeren Mitgliedern einer Gruppe oft gefährdet, und das Aussetzen kann als natürlicher Selektionsprozess betrachtet werden.
Überzählige Nachkommen
Einige Tierarten, insbesondere Vögel, legen mehr Eier, als sie vielleicht ausbrüten und großziehen können. Wenn beispielsweise nur eine bestimmte Anzahl an Nachkommen effizient gefüttert werden kann, könnten die Eltern entscheiden, die überzähligen Jungen auszusetzen.
Beispiele aus der Tierwelt
Das Phänomen des Aussetzens von Jungen ist in verschiedenen Tiergruppen zu beobachten:
Vögel
Ein bekanntes Beispiel ist der Kuckuck. Kuckucke legen ihre Eier in die Nester anderer Vogelarten. Die unwissenden Wirtsvögel ziehen dann den fremden Nachwuchs groß und setzen, wenn sie es bemerken, oft ihre eigenen Jungen aus.
Säugetiere
Bei einigen Primaten kommt es vor, dass Mütter ihre Neugeborenen verlassen, wenn sie erkennen, dass sie nicht in der Lage sind, ihnen ausreichend Schutz oder Nahrung zu bieten. Löwinnen lassen manchmal ein schwaches Junges zurück, um die Überlebenschancen der stärkeren Geschwister zu erhöhen.
Reptilien
Einige Schlangenarten, insbesondere die, die Eier legen, kümmern sich nach dem Legen der Eier überhaupt nicht um ihren Nachwuchs. Diese Vorgehensweise könnte als extremste Form des Aussetzens betrachtet werden.
Evolutionäre Vorteile
Auch wenn das Aussetzen von Jungen aus menschlicher Sicht grausam erscheinen mag, hat es oft evolutionäre Vorteile. Durch das Aussetzen wird sichergestellt, dass nur die stärksten und anpassungsfähigsten Individuen überleben, was zur allgemeinen Stärkung der Population beiträgt.
Schlussfolgerung
Das Aussetzen von Jungen durch die Eltern ist ein komplexes und vielschichtiges Verhalten, das tief in den biologischen und ökologischen Gegebenheiten der Tierwelt verwurzelt ist. Es zeigt einmal mehr, wie faszinierend und manchmal auch gnadenlos die Natur sein kann. Die Erforschung dieser Verhaltensweisen bietet wichtige Einblicke in die Überlebensstrategien und Anpassungsmechanismen von Tieren.
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